Sprichwörter als Widerspiegelung des deutschen Nationalcharakters

Автор работы: Пользователь скрыл имя, 27 Февраля 2014 в 16:44, реферат

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Jede Sprache ist mit der Kultur bestimmten Volkes verbunden. Sie ist, sozusagen, ein Spiegelbild der Kultur. Sie widerspiegelt nicht nur diese realen, materiellen Sachen, die den Menschen umgeben, sondern auch die Weltanschauung dieses Volkes, seinen nationalen Charakter, seine Lebensweise, Sitten und Bräuche, seine Moral und sein Wertensystem.
Das Thema unserer Arbeit lautet als „Sprichwörter als Widerspiegelung des deutschen Nationalcharakters“. Redensarten und Sprichwörter haben Wissenschaften verschiedenster Fachrichtung schon seit jeher interessiert. Seien es Historiker, Literatur- oder Sprachwissenschaftler, Ethnologen oder Volkskundler – sie alle profitieren oft von dem schier unermesslichen Reichtum der deutschen Sprache an Sprichwörtern, Redewendungen, Redensarten, Bauernregeln und sonstigen literarischen Kleinformen, die in diesen Bereich fallen.

Содержание

EINLEITUNG 3
KAPITEL I. Die theoretischen Ausführungen der deutschen Sprichwörter 6
§1. Name und Begriff des Sprichworts 6
§2. Merkmale zur Bedeutung des Sprichwortes 10
2.1. Das Sprichwort als Argumentationsstütze 10
2.2. Das Sprichwort zur Regelung sozialer Angelegenheiten 11
2.3. Das Sprichwort zur Erzeugung von Komik und Witz 12
2.4. Das Sprichwort als Lehre für Schule und Leben 12
§3. Thematische Klassifikation 13
KAPITEL II. Untersuchung des deutschen Nationalcharakters am Beispiel von Sprichwörtern aus verschiedener Themenkreise 17
§1. Sprichwörter als Widerspiegelung des deutschen Nationalcharakters 17
§2. Die Behandlung der Beispiele von Sprichwörtern 19
2.1. Die Sprichwörter zum Thema „Freundschaft/Vertrauen“ 19
2.2. Die Sprichwörter zum Thema „Liebe und Verliebte“ 20
2.3. Die Sprichwörter zum Thema „Fleiß und Arbeit“ 21
SCHLUSSFOLGERUNGEN 22
LITERATURVERZEICHNIS 25

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Министерство Просвещения ПМР

«Рыбницкая русская средняя общеобразовательная школа №6 с лицейскими классами»

 

 

Секция: Немецкий язык

 

 

Sprichwörter als Widerspiegelung des deutschen Nationalcharakters

 

 

 

 

                                                             

 

 

Выполнила:

Полищук Екатерина

Александровна

Ученица 9 «Г»

Научный руководитель:

Болдецкая Ирина Александровна

учитель немецкого язык

 II квалификационной категории

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Рыбница,2013

 

INHALTSVERZEICHNIS

 

EINLEITUNG 3

KAPITEL I. Die theoretischen Ausführungen der deutschen Sprichwörter 6

§1. Name und Begriff des Sprichworts 6

§2. Merkmale zur Bedeutung des Sprichwortes 10

2.1. Das Sprichwort als Argumentationsstütze 10

2.2. Das Sprichwort zur Regelung sozialer Angelegenheiten 11

2.3. Das Sprichwort zur Erzeugung von Komik und Witz 12

2.4. Das Sprichwort als Lehre für Schule und Leben 12

§3. Thematische Klassifikation 13

KAPITEL II. Untersuchung des deutschen Nationalcharakters am Beispiel von Sprichwörtern aus verschiedener Themenkreise 17

§1. Sprichwörter als Widerspiegelung des deutschen Nationalcharakters 17

§2. Die Behandlung der Beispiele von Sprichwörtern 19

2.1. Die Sprichwörter zum Thema „Freundschaft/Vertrauen“ 19

2.2. Die Sprichwörter zum Thema „Liebe und Verliebte“ 20

2.3. Die Sprichwörter zum Thema „Fleiß und Arbeit“ 21

SCHLUSSFOLGERUNGEN 22

LITERATURVERZEICHNIS 25

ANHANG

 

 

 

 

 

 

 

 

 

EINLEITUNG

 

Jede Sprache ist mit der Kultur bestimmten Volkes verbunden.  Sie ist, sozusagen, ein Spiegelbild der Kultur. Sie widerspiegelt nicht nur diese realen, materiellen Sachen, die den Menschen umgeben, sondern auch die Weltanschauung dieses Volkes, seinen nationalen Charakter, seine Lebensweise, Sitten und Bräuche, seine Moral und sein Wertensystem.

Das Thema unserer Arbeit lautet als „Sprichwörter als Widerspiegelung des deutschen Nationalcharakters“. Redensarten und Sprichwörter haben Wissenschaften verschiedenster Fachrichtung schon seit jeher interessiert. Seien es Historiker, Literatur- oder Sprachwissenschaftler, Ethnologen oder Volkskundler – sie alle profitieren oft von dem schier unermesslichen Reichtum der deutschen Sprache an Sprichwörtern, Redewendungen, Redensarten, Bauernregeln und sonstigen literarischen Kleinformen, die in diesen Bereich fallen.

 Als Objekt der Forschung nehmen wir die Sprichwörter als Bestandteil der Phraseologie. Idiomatische Wendungen und geflügelte Worte, Zitate, Gemeinplätze, Slogans, Sprichwörter usw. sind ein fester Bestandteil  einer Sprache und haben in verschiedenen Kommunikationsbereichen wichtige Funktionen.

Als Gegenstand unserer Arbeit  sind die Sprichwörter   als Beziehung  zwischen der Sprache und   der Gesellschaft. Die Sprichwörter geben  uns Auskunft über Sprache als Ausdruck historisch-gesellschaftlicher, lebensweltlicher Verhältnisse. In den kurzen Volksweisheiten und Alltagsbeschreibungen steckt meist mehr Wahrheit und Erfahrung, als man vermutet, wenn man sie leichthin ausspricht. Schon der Umstand, dass man sie oft auch heute noch benutzt, ohne über die wirkliche, eigentliche Bedeutung bescheid zu wissen, bietet gerade für die Volkskunde ein eigenes, interessantes Forschungsfeld. So kann man sagen, dass es immer die Möglichkeit gibt, etwas Neues in diesem Feld aufzudecken und aus verschiedener Sicht zu erforschen.

Während der Forschung möchten wir das Ziel erreichen, die Sprichwörter als Widerspiegelung des Nationalcharakters aufzudecken. Diese Spracherscheinungen machen uns mit der Mentalität der Deutschen bekannt, sie helfen ihre Denkweisung besser zu verstehen, denn man kann die Sprache nicht erlernen, ohne die Kultur des Volkes kennenzulernen. Ganz  richtig  erklärt  Max  Lüthi:

Um dieses Ziel zu erreichen, muss man zuerst eine Reihe von Aufgaben lösen:

1. die theoretischen Literaturquellen zu analysieren;

2. die Geschichte und Herkunft der deutschen Sprichwörter zu erforschen und ihre Beeinfluss auf den deutschen Nationalcharakter zu bestimmen;

3. thematische Klassifikation der Sprichwörter zu untersuchen;

4. und endlich festzustellen, welcher thematischer Sprichwörterart in der deutschen Sprache dominiert.

In unserer Arbeit haben wir verschiedene Forschungsmethoden benutzt:

  • deskriptive Methode besteht in der Beschreibung von Sprichwörtern als Spracherscheinung;
  • statistische Methode besteht in der Aufzählung der Sprichwörtern, die möglichst genau den deutschen Nationalcharakter bestimmen;
  • und die Methode der Vergleichsanalyse besteht in der Gegenüberstellung und in dem Vergleich von Sprichwörtergruppen.

Die Neuheit der Arbeit bestimmen die Methoden der Forschung: zum ersten Mal versuchen wir zahlenmäßiges Verhältnis der Sprichwörtergruppen festzustellen, um zu offenbaren, welche thematische Gruppe für den deutschen Nationalcharakter beschlossen ist.

Die Aktualität dieser Arbeit ist offensichtlich: Jeder Mensch verwendet in seiner Rede Sprichwörter, man muss aber ihre echte Bedeutung wissen, um immer recht zu gebrauchen. Die Sprichwörter entwickeln sich. Die Sprache stellt ein dynamisches Gebilde dar. Und die Sprichwörter haben „im Laufe der deutschen Sprach- und Literaturgeschichte einen deutlichen Funktionswandel durchgemacht.“[4,с.29]. Außerdem, behandeln wir die deutschen Sprichwörter aus neuer Sicht und machen neue Zusammenfassungen: welcher Art der Sprichwörter heute meist abgerufen ist.

Die  Sprichwörter haben den unvergänglichen praktischen Wert. Wie man früher gesagt hat, stellen die Sprichwörter das große geistige Reichtum des Volkes, das seinen Nationalcharakter bestimmt. Die  Verwendungsmöglichkeiten  und  Funktionswerte  der  Sprichwörter erweisen  sich  als  äußerst  reichhaltig,  die  sich  absolut  nicht  auf  den allgemeinen  Nenner  der  Lehrhaftigkeit  reduzieren  lassen,  obwohl das oft genug  getan worden  ist.  Natürlich  übernehmen  viele  Sprichwörter eine didaktische  Funktion,  besonders  in der Bibel, in Predigten und  in  der Erziehung. Diese Tendenz zur Didaktik lässt sich auch heute noch  im Sprichwortgebrauch  in  der  modernen  Werbung  und  der  politischen  Karikatur  feststellen,  und  doch  ist  dieser  lehrhafte  Funktionswert  nur  einer von  vielen.  Sprichwörter  können  auch  als  Warnung,  Überredung, Argument,  Bestätigung,  Trost,  Besänftigung,  Überzeugung,  Mahnung, Zurechtweisung,  Feststellung,  Charakterisierung,  Erklärung,  Beschreibung,  Rechtfertigung,  Zusammenfassung  etc.  fungieren,  und  es  ist durchaus  möglich,  dass  ein  und  dasselbe  Sprichwort  in  verschiedenen Gebrauchszusammenhängen  ganz  verschiedene Funktionswerte  übernimmt. Ein so einfaches Sprichwort wie »Ende gut, alles gut« kann  z. B. als Feststellung, als Rechtfertigung, als Argument etc. benutzt werden.

Hinzu kommen die oft humorvollen, ironischen oder satirischen Verwendungen  von  Sprichwörtern,  die  in  vorgeprägter  Formulierung  eine Situation  oder  einen  Menschen  treffend  bloßstellen  und  kritisieren können. 

So stellen wir diese Arbeit in zwei Kapitel vor. Im ersten Kapitel sprechen wir über den Begriff des Sprichworts, besprechen ihre Merkmale aus verschiedener Sicht, behandeln ihre Ursprung und Thematische Klassifikation.

 Das zweite Kapitel schließt in sich die Untersuchung des deutschen Nationalcharakters am Beispiel von Sprichwörtern verschiedener Themenkreise. So machen wir dann linguistisch-psychologische Schlussfolgerungen.

 

KAPITEL I. DIE THEORETISCHEN AUSFÜHRUNGEN DER              DEUTSCHEN SPRICHWÖRTER

§1 NAME UND BEGRIFF

 

Was ist denn Sprichwort?

Um diese Frage zu beantworten, werden wir zunächst einmal zwei grundlegende Werke der Sprichwortforschung in Deutschland zu Rate ziehen. Johann Michael Sailer betont die Mündlichkeit des Gegenstandes, wenn er sagt, dass ein Sprichwort in „engster Bedeutung“ ein Wort ist, „das in aller Leute Mund ist“[1]. Hier sollte man vielleicht noch die Eingrenzung machen, dass eine Großzahl der in Deutschland verbreiteten Sprichwörter lokal geprägt wurden und verwendet werden. Friedrich Seiler bringt noch Lehre und Form in die Diskussion ein und definiert:

„Sprichwörter sind im Volksmund umlaufende Sprüche von lehrhaftem Charakter und einer über die gewöhnliche Rede gehobenen Form“. [2]

Seiler erkennt in dieser kurzen Begriffsbestimmung bereits eine Abgrenzung gegenüber nahen Verwandten des Sprichworts, sprichwörtliche Redensarten sind weniger geschlossen (Satzglieder sind eher austauschbar) als das Sprichwort und ihr lehrhaftes Potential ist geringer[3]. Der Volkscharakter ist auch für Seiler das dominierende Merkmal:

„Das Hauptmerkmal ist das der Volkläufigkeit. Wenn das Sprichwort aber in den Volksmund kommen soll, so bedarf es der Schlichtheit und Einfältigkeit. Es darf weder im Sinne noch im Ausdruck eine gewisse Grenze nach oben hin überschreiten“[5].

  Eine endgültige Definition des Sprichworts liegt immer noch nicht  vor.  Selbst  Archer Taylor,  dessen  zahlreiche  Veröffentlichungen  die Parömiologie (=Sprichwörterkunde)  der  letzten  Jahrzehnte  ausschlaggebend  beeinflussten,  hat  dieses  Dilemma  nicht  beseitigen  können.  In seinem  berühmten  Buch  »The  Proverb«  (1931)  stellt  er  resignierend  fest, dass  es  keine  umfassende  Definition  des  Sprichworts  geben  kann. Trotzdem  hat  es  an  den  verschiedensten  Sprichwortdefinitionen  von  der Antike  bis  zur  Gegenwart  keineswegs  gefehlt.

Friedrich Seiler  versteht  unter  Sprichwörtern  «im  Volksmunde  umlaufende,  in  sich  geschlossene  Sprüche  von  lehrhafter  Tendenz  und gehobener  Form».  Als  Hauptmerkmal  gilt  Seiler  die  »Volksläufigkeit«, die auch von der neueren Forschung als wichtiges Merkmal des Sprichwortes  angesehen  wird,  wobei  allerdings  betont  werden  muss, dass  es  verschiedene  Grade  der  Popularität  gibt,  d.  h.  es  gibt  Sprichwörter,  die  nur  in  einem  Ort,  einer  Gegend  oder  einem  Land  bekannt sind;  es  gibt  aber  auch  Sprichwörter,  die  international  verbreitet  sind.

Das Sprichwort als in sich geschlossenen Spruch zu bezeichnen ist irrefführend.  Es  handelt  sich  beim  Sprichwort  zwar  um  vollständige Sätze,  aber  nur  selten  um  Sprüche  von  mehreren  Zeilen.  Äußerst problematisch  ist  schließlich  Seilers  Betonung  der  lehrhaften  Tendenz des  Sprichwortes,  gegen  die  André  Jolles  kräftigen  Einspruch  erhoben hat.

Der russische Linguist Vinogradov,  betrachtet Sprichwörter in seiner Klassifikation als Bestandteil der Phraseologismen. So versteht er unter den Sprichwörter bildhafte Ausdrücke, wenn sie ständig im selben Wortlaut wiederholt werden und ihre Bedeutung allgemein bekannt ist.  Das sind ganze Sätze, die meist eine Lebenserfahrung ausdrücken. Z.B.  "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.", „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“.

Seiner Ansicht nach, entsteht die Semantik der Sprichwörter  durch die Verallgemeinerung der menschlichen Lebenserfahrung. Sie gehören zur Folklore.  Es muss  darauf hingewiesen werden, dass die Spr.  die folgenden Merkmale bestimmen

    • Die  Reproduzierbarkeit, singulare Verknüpfung der Konstituenten, Mündlichkeit, relative Kürze, lehrhafter Charakter, eine bestimmte Form (Einfachheit, Geschlossenheit/Festigkeit, hohes Potential an bildlicher Kraft).
    • Die Beispiele lassen sich um ein Vielfaches vermehren:

Wer A sagt, muss auch B sagen.

Wer das Pferd will,  muss auch Zügel nehmen.

Wer den Wein trinkt, muss auch die Hefe trinken.

Wer zum Spiele kommt, muss auch spielen. 

Wer den Teufel im Schiffe hat, muss ihn auch fahren.

So Die hervorstechenden Merkmale eines Sprichwortes sind also: Volkläufigkeit/Mündlichkeit, relative Kürze, lehrhafter Charakter, eine bestimmte Form (Einfachheit, Geschlossenheit/Festigkeit, hohes Potential an bildlicher Kraft).

Ganz  allgemein  könnte  man  vielleicht  als  Arbeitsdefinition folgende Formulierung  aufstellen:  Sprichwörter sind  allgemein bekannte, festgeprägte Sätze, die eine Lebensregel oder  Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrücken.

Die  Frage  nach  dem  Ursprung  der  meisten  Sprichwörter  ist  bis  heute nicht  befriedigend  geklärt  worden.  Um  die  Überlieferungsgeschichte  auch nur  eines  Sprichwortes  zu  belegen,  bedarf  es  gewöhnlich  einer  monographischen Studie, die bei dem Forscher weitgreifende kulturgeschichtliche und  sprachliche  Kenntnisse  voraussetzt. 

Der Ursprung des Sprichwortes liegt im Volk - der Stoff (aus dem die Sprichwörter sind), wurde vom Volk gelebt und zum Sprichwort „gemacht“. Friedrich Seiler hat natürlich Recht, wenn er diese kollektive Schaffenskraft dahingehend einschränkt, dass es zunächst Einzelpersönlichkeiten waren, die erstmalig ein Sprichwort prägten, bevor es „in den weiten Kreisen der Volksgemeinschaft gebraucht wurde“. Und er hat auch Recht damit, dass ein kleinerer Teil literarischer Herkunft ist - geschaffen von schreibenden Künstlern.

Angesichts der Tatsache, dass es viele Parallelen und Ähnlichkeiten innerhalb der europäischen Sprichwortkultur gibt, stellt sich die Frage, „welches Volk da gelebt und gemacht hat“, die Frage nach dem Ursprung des (deutschen) Sprichwortes:

a) Unbestritten ist die Tatsache, dass viele Sprichwörter „gemeinsames Erbe aus der Bibel und dem antiken Schrifttum“ sind.

Das Buch der Sprüche Salomos (Sprichwörter) enthält Sammlungen von israelitischen und nichtisraelitischen Weisheitslehren aus verschiedenen Jahrhunderten. So kommt Salomo als Verfasser dieses Buches nicht in Betracht.

b) Schmidt-Hidding nennt die „heimische Literatur und die Weltliteratur“ als weitere Quelle. Während die Weltliteratur über Übersetzungen und die Beschäftigung durch eine gebildete Elite in den Sprichwortschatz der Deutschen gelangte, spricht er bei der heimischen Literatur von „sinkendem Kulturgut“. Hiermit ist gemeint, dass volkstümliche Verwandte des Sprichwortes sich still und leise mit diesem vermählten, zumindest ein wenig verlobten. Dazu Wilhelm Urbas:

„Wie die Anekdoten und Fabeln, so schließen sich oft auch Sagen und Märchen an die Sprichwörter an, verdanken diesen zuweilen sogar ihren Ursprung und sind dann gleichsam der Commentar derselben“.

Wir werden hier nun einige Beispiele dieser gegenseitigen Beeinflussung geben:

Aus Schwänken und Erzählungen:

Den Krebs straft man nicht mit Ersäufen. (hervorgegangen aus dem Schildbürgerschwank vom Ertränken des Krebses)

n  Aus Sagen:

Auf dem Messer kann man nach Breslau reiten. (bezieht sich auf den Volksglauben, dass man ein Messer nicht mit der Schneide nach oben legen darf, weil sonst die Hexen darauf zum Blocksberg reiten)

Verklage die Hexe beim Teufel. (bezieht sich ebenfalls auf Hexensagen und meint: Du bekommst dein Recht doch nicht)

n  Aus Märchen:

Die Henne schlachten, die goldene Eier legt. (Märchenanspielung)

n  Aus Fabeln:

Wenn der Fuchs predigt, hüte die Gänse.

Dem (deutschen) Sprichwort - auch wenn es sicherlich einen Teil im deutschen Sprachraum entstandener Sprichwörter gibt - einen Volks- oder Nationalcharakter zuzuschreiben, scheint kaum möglich. Vielmehr zeigen sich in der Sprichwortkultur weitreichende Parallelen zwischen den abendländischen Kulturvölkern, die darauf zurückzuführen sind, dass „die natürlichen Bereiche des einfachen Lebens“ Einzug in jeden Sprichwortschatz der unterschiedlichen Völker hielten. Ähnlich, und mit diesem Zitat schließe ich meine Ausführungen zu Herkunft und Überlieferung des Sprichwortes ab, sieht es Csaba Földes:

„Wie schon erwähnt, entstanden diese Konstruktionen in vielen genetisch und typologisch nicht verwandten Sprachen unabhängig voneinander, und zwar infolge gleicher Beobachtungen und Erfahrungen, durch den gleichen Aberglauben oder durch eine ähnliche Lebensweise der verschiedenen Völker“[7,с.65].

 

§2 MERKMALE ZUR BEDEUTUNG DES SPRICHWORTES

2.1. Das Sprichwort als Argumentationsstütze

 

Das Sprichwort als Wahrwort kann hilfreich in Situationen sein, in denen autogene Argumentationsmuster nicht abrufbar sind, beispielsweise aus Mangel an Erfahrung und Wissen. Die kollektive, im Sprichwort extrahierte Weisheit der Menschen kann in der Diskussion zum eigenen Vorteil gereichen und erlangt somit in seiner Drastik und unmissverständlichen Kürze strategische Bedeutung.

Insbesondere politische Macht- und Interessengruppen bedienen sich des Sprichwortes in dieser Hinsicht - als „Kampfmittel der Volks- und Gesellschaftsrede“ will es den Gegner in die Knie zwingen.

Insbesondere im Fazit eignen sich Sprichwörter als „Schlußregel“ zur Unterstützung einer Behauptung; sie sind häufig Konglomerat aus zuvor gesammelten Fakten.

Ein feines Zusammenspiel zwischen Sprichwort und politischer Haltung zeigt das folgende Gedicht von Bertolt Brecht aus dem Jahr 1930:

Ach, des Armen Morgenstund

Hat für den reichen Gold im Mund.

Eines hätt ich fast vergessen:

Auch wer arbeit´, soll nicht essen. 

Hier wird nicht einfach nur ein Sprichwort argumentativ instrumentalisiert, sondern gleichzeitig dessen absoluter Wahrheitsanspruch in Frage gestellt.

Das Sprichwort aus dieser Perspektive betrachtet, wie in den vorigen Sätzen geschehen, ist ein „Mittel der Beeinflussung“ anderer; und wie jedes praktische Mittel kann es missbraucht werden und wurde es missbraucht - beispielhaft genannt sei hier das nationalsozialistische Regime mit seinem bitterbösen Sarkasmus hinsichtlich des Einsatzes von Sprüchen wie „Arbeit macht frei“ oder „Jedem das Seine“.

Darüber hinaus, und hier haben die Deutschen sicher keinen Alleinvertretungsanspruch, hat nahezu jedes Volk (des Abendlandes) Spruchmaterial zur Diffamierung und Provokation anderer Völker in petto; hier ein bekanntes Beispiel:

Der Deutsche nichts lieber kaut als Bratwurst und Sauerkraut.

 

2.2 Das Sprichwort zur Regelung sozialer Angelegenheiten

 

Sprichwörter im engeren Sinn werden in der alltäglichen Kommunikation eingesetzt, in Verbindung mit den emotionalen Aspekten der Sprache, stellen sie ein vielfältiges Arsenal kurzer Botschaften dar. So gesehen sie ein Mittel zur Bewertung und Beurteilung menschlicher Verhaltensweisen dar. Sprichwörter, mit ihren knapp formulierten Grundsätzen sind ein taugliches Mittel um Handlungen zu initiieren oder diese zu deuten. Harald Burger erkennt hauptsächlich zwei Dimensionen dieses Handlungsaspektes:

Als Formulierungen von Überzeugungen, Werten und Normen, „die in einer bestimmten Kultur und Zeit soziale Geltung beanspruchen“.

Als Mittel zur Warnung, Überzeugung, Bestätigung, Rechtfertigung, Zusammenfassung u.a.

Sprichwörter haben die Fähigkeit komplexe Situationen auf einen semantischen Punkt zu bringen, dessen Erfassung es (vermehrt) ermöglicht, „Alltagssituationen sprachlich und inhaltlich zu bewältigen“[69]. Rechtssprichwörter haben beispielsweise häufig einen „klärenden Charakter“. Im 13. Jh. hieß es zur Klärung der Reihenfolge an der Mühle:

die ok erst to der molen kumt, die sal erst molen (Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.)

Noch heute findet dieses Sprichwort rege Anwendung, wenn es um entsprechende Situationen geht, in denen eine Reihenfolge bestimmt werden muss.

 

2.3 Das Sprichwort zur Erzeugung von Komik und Witz

 

Sprichwörter in all ihrer Expressivität und schlagenden Bildlichkeit, in ihrer symbolisch - metaphorischen Kraft, in ihrer Art der paradoxen Gegenüberstellung und Verklärung, und, nicht zuletzt, in ihrer sarkastischen, ironischen Spitzfindigkeit haben das Potential Komik und Witz zu erzeugen.

Lachen tut der Mensch aus vielerlei Gründen: das Groteske,  drastische, verquere Bilder, Spott, Übertreibung..., aber eben zumeist auch ein Stück über die Wahrheit, und davon findet sich auch bei kritischer Betrachtung viel in unseren Sprichwörtern.

So könnte ich mir wohl vorstellen, dass folgende „tierische“ Sprichwörter zum Schmunzeln anregen könnten:

Er freut sich wie ein Karpfen auf den Weihnachtsabend. (also gar nicht)

Ein zottiger Stier ist den Kühen lieber als ein glatter Ochs.

Schmeichler sind Katzen, die vorn lecken und hinten kratzen.

 

2.4 Das Sprichwort als Lehre für Schule und Leben

Karl Friedrich Wilhelm Wander, Verfasser der monumentalsten deutschen Sprichwortsammlung und Lehrer von Beruf, äußert sich über den didaktischen Wert des Sprichwortes so:

„Welchen Segen Sprichwörter für Schulen haben, ganz abgesehen davon, dass sie Stoff zu Vorschriften liefern, ist wohl allgemein bekannt. Sie schleifen Witz und Scharfsinn und sind leuchtende Sterne für Kopf und Herz. Ein Lehrer, der sie mit seinen Kindern würdig behandelt, hält eine geistige Turnstunde, die auch in sprachlicher Hinsicht tausendmal mehr Werh ist, als eine Hungersnoth aus der Grammatik“.

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